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Das Leben - ein Theaterstück

  • Autorenbild: Sabine Fischer
    Sabine Fischer
  • vor 6 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Tagen


„Die ganze Welt ist eine Bühne

und alle Männer und Frauen

sind nur Schauspieler.“

William Shakespeare



Ich befinde mich im Palliativzentrum des Schwarzwald-Baar-Klinikums und möchte das Gelände so schnell wie möglich verlassen. Ich erinnere mich, dass der Ausgang auch unterirdisch zu erreichen ist und nehme die Treppe ins Untergeschoss.


Es fühlt sich fremd an hier unten und umso weiter ich gehe, desto unordentlicher werden die Räume. Es sieht aus, als wäre schon seit ewigen Zeiten niemand mehr hier unten gewesen. Überall stehen verlassene Gegenstände herum, die schon lange nicht mehr benutzt worden sind. Anstatt sie zu verräumen, wurden sie achtlos in eine Ecke geworfen.


Dann kommt auf einmal Leben in die Szenerie und plötzlich herrscht lebhaftes Treiben in diesen unterirdischen Räumen. Ich sehe Menschen, die betriebsam hin und her eilen. Sie sind so beschäftigt, dass sie kaum bemerken, was um sie herum geschieht, auch mich nehmen sie überhaupt nicht wahr.


Ich muss mich im Mitarbeiterbereich des Krankenhauses befinden, sozusagen hinter den Kulissen. Mir fällt auf, dass keiner von ihnen eine Maske trägt. Die strengen Regeln in der Welt draußen interessieren hinter dem Vorhang niemanden mehr. Mir scheint als gäbe es zwei Welten, eine äußere und eine innere. In diesem Moment dämmert es mir ... Merken die das denn gar nicht?


Das ganze Klinikum ist nur ein Theater, ein Schauspielhaus! Alles, wovon ich dachte, es wäre das wahre Leben, ist nur eine Inszenierung! Im Moment befinde ich mich in der Requisite und bin sozusagen zum Zuschauer meines eigenen Lebens geworden.


Die vermeintlichen Mitarbeiter des Klinikums sind die Darsteller in dieser Aufführung und ganz auf ihren nächsten Auftritt konzentriert. Bevor sie über eine Seitentreppe die Bühne betreten, zieht jeder von ihnen seine Maske wieder auf.


Ob sie wissen, dass sie nur Schauspieler sind? Oder haben sie sich schon so mit ihrer Rolle identifiziert, dass sie zu ihr geworden sind?



♦ ♦ ♦



Ich bin immer wieder fasziniert von den Fähigkeiten meiner Seele, wie sie Bilder aus meinem Alltagsleben nimmt und sie mit einer Symbolik und Bedeutungstiefe versieht, die mich einfach nur staunen und mir stets aufs Neue ein Licht aufgehen lassen.


In diesem Traum geht es darum, was es in meinem Inneren noch zu sehen, aufzuräumen oder zu verabschieden gilt, das Untergeschoss steht bildlich für mein Unterbewusstsein. Es geht um Egoidentifikation (Theater) und Egotod (Palliativzentrum). Es geht um das Erwachen aus einer Illusion und um das Erkennen meiner wahren Identität.


Dieser Traum stammt aus dem Jahr 2022, das Jahr von Corona, 3G und Maskenpflicht. In meiner äußeren Welt war meine Mutter damals an Krebs erkrankt und hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits zweimal im Palliativzentrum des Schwarzwald-Baar-Klinikums befunden. Das Palliativzentrum ist ein separates Gebäude auf dem Klinikgelände und durch einen unterirdischen Gang mit dem Haupthaus verbunden.


Als ich das erste Mal durch diesen langen Flur gegangen bin, habe ich mich gefühlt wie in einem Psychothriller, nur die Musik hat gefehlt. Außer mir befand sich dort unten weit und breit kein Menschen, ich war völlig allein. Hin und wieder kam eine Türe und neben einer der Türen hing ein Schild mit der Aufschrift "Pathologie". Mein spontaner Gedanke war "Leichen im Keller", auch in meinem.


An diesem Punkt setzt mein Traum ein. Die Unordnung hinter der Kulisse und die unbeachteten Gegenstände habe ich sofort als meine "Leichen im Keller" in meinem Unterbewusstsein wiedererkannt. Verdrängte Themen, die es noch zu sehen, anzunehmen und zu integrieren gilt.


Bei den Schauplätzen Krankenhaus und Palliativzentrum geht es um die Themen Krankheit und Tod. Sind wir denn nicht alle krank? Erkrankt an der dramatischen Fehlsicht zu meinen, wir wären unser Körper und unser Ego. Ein Zitat von Osho bringt es auf den Punkt: "Der Tod des Egos wird der Beginn deines wahren Lebens sein."


Im Traum befinde ich mich auf einmal Backstage, hinter dem Vorhang der Bühne, hinter der Kulisse, vor der sich mein Leben abspielt. Jetzt bin ich Beobachterin und bicke auf mich und mein Leben, in die Tiefe meines Unterbewusstseins aus dem Blickwinkel meiner Seele.


Die Mitarbeiter habe ich sofort als meine eigenen Anteile wiedererkannt. Jeder ist nur mit sich selbst beschäftigt, in seinem eigenen Film und nimmt kaum wahr, was um ihn herum geschieht. Sie eilen hin und her und haben nur ihren nächsten Auftritt im Kopf und die Rolle, in die sie schlüpfen, sobald sie die Bühne betreten. Daher nehmen sie auch MICH nicht wahr, ICH selbst nehme mein wahres Wesen nicht wahr.


Da wird mir bewusst, wie viele verschiedene Rollen ich im Laufe meines Lebens auf der Bühne des Lebens im Schauspiel namens "Mensch sein" schon so eingenommen habe und immer noch einnehme. Ich bin Frau, Tochter, Schwester, Mutter, Partnerin, Oma, Kollegin, Nachbarin, Freundin, Heilerin, etc. ... Und in jeder dieser Rollen gehe ich voll und ganz auf.


Folgendes hat meine Intuition mir beim Schreiben zugeflüster:


"Du kannst dein ganzes Leben auf die Bühne stellen und es aus dem Hintergrund betrachten. Jede Szene kannst du dir von außen ansehen. Alle Akteure sind Mitspieler und gleichzeitig du selbst. Jeder Akteur spiegelt dir einen deiner Anteile wider. Somit seid ihr scheinbar getrennt und in Wahrheit doch eins.


Ihr alle seid verbunden in dem einen großen göttlichen Bewusstsein und auf der Bühne kannst du einfach die verschiedensten Formen dieses Bewusstseins in materialisiertem Ausdruck betrachten. Alles, was du siehst, bist du immer selbst.


Sobald du in eine Rolle schlüpfst und die Bühne betrittst, vergisst du in diesem Augenblick, in dem du vor den Vorhang trittst, wer du ihn Wahrheit bist. In diesem Moment identifizierst du dich voll und ganz mit deiner Rolle.


Du wirst zu dieser Rolle und verlierst die Verbindung zu deinem wahren Wesen, zu Dir selbst, zu deiner Seele, zu deiner Göttlichkeit. Ab jetzt läufst du auf Autopilot. Getrennt von jeglicher Bewusstheit wirst du zum Spielball deiner Emotionen, deines Egos, deines Verstandes.


Werde dir dieser Tatsache bewusst, wenn du auf der Bühne stehst. Werde dir bewusst, welche Rolle du gerade ausfüllst. Trete innerlich einen Schritt zurück und gehe im Geiste hinter den Vorhang. Von dort aus betrachte aus der Distanz, was sich auf der Bühne gerade abspielt. Was siehst du?"


Seit diesem Traum mache ich es mir immer wieder zur Übung, wann immer ich daran denke, das, was ich gerade erlebe, auf die Bühne zu stellen und aus der Distanz zu betrachten. In diesem Moment wird mir bewuss, das ICH nicht die Sabine bin, die da ihre Rolle im Theater spielt. Mein wahres Wesen ist etwas Anderes als das, was ich auf der Bühne sehen kann.



 
 
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